Jugendstil
Der Kunsstil Jugendstil
Kunstepoche Jugendstil
Wer etwas erschaffen möchte, kann jegliches Ergebnis als Kunst bezeichnen. Denn heute gibt es so viele Kunstrichtungen wie noch nie. Künstler aus längst vergangenen Zeiten sind noch immer bekannt für ihre außergewöhnlichen Werke, die in aller Welt ausgestellt und wertgeschätzt werden. Neben den bekannten Werken gibt es aber auch ganz andere Stilrichtungen, die Menschen begeistern und in ihren Bann ziehen. Das können Comiczeichnungen, abstrakte Kunstwerke aus Müll oder Verpackungsresten, Stilleben wie ein Obstkorb oder parallel nebeneinander liegende Metallstreben sein – all das wird vom Künstler und dessen Anhängern gemeinhin als Kunst bezeichnet. Wer sich Kunstausstellungen in großen Städten wie München, Wien oder Basel ansehen möchte, findet nicht nur die „klassische“ Kunst dort. Basel bietet beispielsweise eine breite Palette an Museen. Neben dem sehr bekannten Kunstmuseum gibt es dort ein Museum für Gegenwartskunst, eines das sich Comiczeichnungen widmet, und auch solche, die eher die abstrakte Kunst in den Mittelpunkt rücken. Auch Musik kann kunstvoll sein, ebenso wie Frisuren oder kunstvoll gemalte Verzierungen an der Wand im heimischen Wohnzimmer. In der Geschichte der Kunst gibt es viele Jahrtausende, die in ihrer Geschichte über die Jahre hinweg ihren ganz eigenen Stil haben. Impressionismus, Expressionismus, prähistorische Kunst, Kunst der Neuzeit oder Moderne, Antike, Postrealismus oder Klassizismus – dies alles sind Begriffe für einzelne Kunstepochen, die Menschen über die Jahrhunderte hinweg begleiteten. Eine dieser Epochen ist der Jugendstil.
Die Geschichte des Jugendstil
Der Jugendstil meint die Epoche der Kunst, die um die Jahrhundertwende besonders bekannt und anerkannt war. In der Geschichte steht der Jugendstil zwischen Historismus und moderner Kunst. Diese entstand unter anderem durch die in München erschienene Zeitschrift „Jugend“. Diese kam 1896 heraus, und zeichnete sich vor allem durch ihre besondere grafisch nebeneinander liegende Gestaltung aus. Während die Epoche in Deutschland als Jugendstil bezeichnet wird, entspricht die Bezeichnung dem französischen Begriff „Art Nouveau“ und dem englischen Wort „Modern Style“. Die Wurzel dieser Zeit ist „Arts and Craft“, eine englische Bewegung, die eine Antwort auf die damalige Industrialisierung sein sollte. In dieser Zeit wuchsen die Massenproduktionen an, und die handwerklichen Traditionen wurden daraufhin nicht nur stetig weniger, sondern auch durch die Industrie ersetzt. Das Ziel der Bewegung war, die geringer werdenden kunsthandwerklichen Traditionen zu bewahren.
Neben München als deutsche Stadt, in der die Epoche entstand, wurde auch Darmstadt zum Zentrum des deutschen Jugendstils. Maßgeblich beteiligt an dieser Entwicklung war Großherzog Ernst Ludwig von Hessen und bei Rhein. Er, der ein Enkel der Königin Viktoria war, besuchte England immer wieder, und kam dort mit der „Arts and Crafts“ Bewegung in Berührung. Auf der Mathildenhöhe ließ er ein Atelierhaus errichten, das der Mittelpunkt einer ganzen Künstlerkolonie wurde. Dort konnten sich die Künstler auch eigene Wohnhäuser in der Nähe bauen. So wurden die Mathildenhöhe und auch die Rosenhöhe zur Stätte des Jugendstils, die in Deutschland wohl die bedeutendsten und wertvollsten dieser Zeit waren.
Weitere bekannte Städte des Jugendstils waren Karlsruhe, Nürnberg, Leipzig und Bad Nauheim.
Seine Blüte erlebte diese Stilrichtung etwa in der Zeit von 1890 bis 1910. Ein klares Ende fand die Epoche des Jugendstils in den Wirren vor und während des Ersten Weltkrieges.
Ziel des Jugendstils
Aufgabe und Hauptziel des Jugendstils war eine Verschmelzung von Leben und Kunst. Aufgrund der zunehmenden Industrialisierung entstanden große Ballungszentren. Natur und Schönheit der Form wurden damit aus dem Alltagsleben verdrängt. Das Handwerk wurde ersetzt durch eine maschinelle Massenproduktion. Künstler des Jugendstils waren bestrebt, dieses Defizit zu beheben. Kunst und Alltag sollten miteinander versöhnt werden und sicher gegenseitig positiv beeinflussen.
Was die Epoche Jugendstil ausmacht
Der Jugendstil zeigt sich nicht nur in der Kunst, sondern auch beispielsweise im Möbeldesign oder Architektur. All das, was handwerklich, also mit den Händen, geschaffen werden konnte, war in dieser Zeit „Kunst des Jugendstils“. Aber auch Bildhauerei, Schmuck und das Herstellen von Glaswaren zählte zur Kunst des Jugendstils. In dieser Zeit waren florale Ornamente und dekorative fließende Linien besonders beliebt. Die Künstler nutzten geografische Formen oder symbolische Gestalten als Vorbilder, und bauten diese in ihre Werke mit ein. Auch aus Natur und Tierwelt wurden Symbole verwendet. Dazu gehören unter anderem der Löwe und der Adler. Sie stehen für eine bestimmte Tugend oder eine Eigenschaft wie Mut oder Scharfsinn.
Dem Jugendstil wird in verschiedensten Materialien Ausdruck verliehen. Am Ende war es aber besonders die Malerei, der sich die Künstler widmeten. Egal ob Textilmalerei, Bilder für Bücher oder Plakate und Gemälde – die Inspiration für ihre Werke fanden die Künstler in früheren Epochen. Diese galt es als Inspiration und Vorbild zu nutzen, ohne diese jedoch nachzuahmen.
Typische Merkmale für den Jugendstil
Im Vordergrund der Kunst des Jugendstils stehen Ornamente, geschwungene Formen, Wellen, Ranken sowie Pflanzen und Symbolmotive. Charakteristisch ist die Konzentration auf nur wenige Motive wie Schlangenlinien, Pflanzen, Tiere, bewegtes Wasser, alles Fließende. Der Jugendstil kann dabei als zweidimensionale Flächenkunst ohne jede Raumillusion, angesehen werden.
Künstler der Jugendstil Epoche
Es gibt einige Künstler, die in der Zeit des Jugendstils aktiv waren und noch heute besonders bekannt sind. Darunter ist auch Multitalent Bernhard Pankok zu finden. Er war nicht nur Raumgestalter, sondern auch Architekt und Maler. Außerdem war er als Gestalter und Bildhauer tätig. Bruno Paul wurde durch seine Möbelentwürfe bekannt. Diese waren auch in der Pariser Weltausstellung im Jahr 1900 zu sehen. Auch Martin Dülfer war ein bekanntes Gesicht seiner Zeit. Er war als Architekt tätig. Heute ist in München eine Hauptverkehrsstraße nach ihm benannt.
Doch nicht nur in Deutschland versammelten sich die bekannten Künstler. Neben den Städten Darmstadt und München brachten auch Städte wie Berlin, Leipzig und Karlsruhe bedeutende Künstler hervor.
Über die deutschen Grenzen hinaus, dort wo der Jugendstil ebenfalls seiner Künstler hervorbrachte, war Gustav Klimt eine bekannte Persönlichkeit. Noch heute gilt er als einer der bekanntesten Maler des Jugendstils. Auch der Dichter Hermann Bahr und der Architekt Josef Maria Olbrich waren bekannte Künstler in Österreich. In Tschechien war Alfons Mucha für seine Plakate und Grafiken bekannt. Ebenfalls besonders beliebt und bekannt war Antoni Gaudí. Als Architekt entwarf er die „Sagrada Família“. Diese ist zwar bis heute noch unvollendet, aber als römisch- katholische Basilika noch immer bekannt ist.
Der Jugendstil heute
Gemälde und andere Werke des Jugendstils können heute in unzähligen Museen und Ausstellungen bewundert werden. Was nach all den Jahren geblieben ist, sind nicht nur die Erinnerungen an längst vergangene Zeiten oder frühere Künstler. Es ist in Zeiten der Industrie und des Zeitdrucks, in denen alles immer schneller und besser gehen muss, eine wichtige Erinnerung an das Handwerk und all die Dinge, die wir Menschen mit den Händen gestalten können. Und selbstverständlich die Schönheit von Natur und Form. Das Handwerk zu würdigen und handgemachtes wertzuschätzen ist etwas, das neben den Kunstwerken aus dem Jugendstil erhalten geblieben ist.
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Carmen Weber
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